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Sunntig, 5. April
Eusi Tochter und de Noochbersbueb schpiled südele und chöchele. Sie leere e Chischte mit Glugger ine Pfanne. Es läärmt so luut, dass sie nit ghöre, wien ich sie usem Büro use aabrüll, sie sölle gfelligscht Rueh gee. Siit drü Wuche schaff ich vo dehei us, d’Kita het zue, so wie alli Schuele, alli Läde, Kinos und Reschtis. In de letschte Täg han ich beobachtet, wie d’Chnöpf vom Ahorn, wo bi eus im Innehof schtoot, ufbroche und chlini hellgrüeni Schtrüüssli drus use gwachse sind. Hüt händ sich die erschte fiine Ahornblätter us de einzelne Blüete ufgfaltet. Sie sind munzig und perfekt.

Ziischtig, 7. April I
Was unterscheidet en Früehlig vomene Früehlig? Und wie chame sich öpis vorschtelle, wo nit sichtbar isch? Euses Chind redet vom Virus, wie wenns e Person wär, en komische Typ, wo Tschuld dra isch, dass sie säll und jenes nüm dörf mache, anders defür umso meh, zum Bischpiil d’Händ wäsche.

Ziischtig, 7. April II
Ich weiss no, won ich glehrt han, d’Händ richtig z’wäsche. Ich bi zwanzig gsi. Mini Fründin het vo ihrem Arzt am Oobe es Telefon becho. Er het ihre gseit, sie söll ihri Sache packe, sie müess am andere Morge is Schpital iiträtte. Es paar Tag vorhär isch sie zum Dokter, well sie gschwulleni Lymphchnöte gha het, blaui Fläcke am ganze Körper und will sie siit Wuche so unglaublich müed gsi isch. Uf de Isolationsschtazion vom Unischpital han ich denn glehrt, wie me richtig d’Händ wäscht und desinfiziert. Ich han glehrt, wie mene Mundschutz aaleit. Luschtig, wie sich s’Körpergedächtnis an die sorgfältig Bewegig erinneret und was es für es Gfühl uslööst, wenn ich zuefellig es Händwäsch-Tutorial imene Online-Medium gseh. S’Buech, won ich minere Fründin bim erschte Bsuech mitbrocht han, han ich vorhär in Bachofe gleit, demits alli Keim abtötet. Es isch Eine Hand voller Sterne vom Rafik Schami gsi.

Mittwuch, 8. April I
Wer usser mir übersinnt sich während de Entschpannigs-Atemüebig au über d’Mänsche uf de Intensivschtazione, wo dank Schlüüch im Hals und aaghängte Beatmigsgräät Luft zuegfüehrt bechöme? Nei, ich dänk nit meh as Schtärbe als süscht. Ich han scho vorhär überdurchschnittlich oft dra dänkt, fascht scho chli chrankhaft. Es isch irgendwie es guets Gfühl, dassi mit dem jetz nüm ellei bin, aber das hani no niemertem verzellt, wills eso assi-mässig und deschtruktiv dönt. Aber was seit das über unseri Gsellschaft us, wenn sie sich gegenüber Frooge nachem Schtärbe und em Tod verschliesst?

Mittwuch, 8. April II
S’Wort vorhär. Irgendwie schreeg.

Donnschtig, 9. April
De UN-Generalsekretär erklärt im Radio, dass wenn sich s’Virus in Afrika unbrämst usbreitet, mir eus das nid mol i de schlimmschte Kataschtrophefilm chöned usmoole. I de Mönet Juni bis Auguscht müesst me «dört» mitem Schlimmschte rächne. De Kontinänt müessi jetz ufwache! Ich probier d’Angscht z’unterdrücke. Aber was weiss ich scho? Ich schriib minere Tante in Dakar es Whatsapp. Zwei grüeni Höögli. Sie antwortet, dass es bis jetz allne guet goht, dass sie kei Lockdown händ, defür e Usgangsschperri ab em Zähni. Im Feuilleton vo de Süddütsche schriibt de Felwine Sarr über die alti rassistischi Überheblichkeit vom Weschte, wo sich nit d’Müeh macht, d’Würklichkeit uf em afrikanische Kontiänt welle z’verschtoo. Die meischte afrikanische Länder heige e langi Erfahrig mit Infektions-Chrankheite händ und e grösseri Belaschtbarkeit gegenüber Schocks. Er seit: «Nous parlerons après la crise» – mir rede nach de Krise no einisch zäme.

Friitig, 10. April
I de letschte Wuche het sich öpis verschobe, isch öpis in Ziitluppe uf ois zuecho, wie i dem Lars von Trier-Film, wo de Meteorit uf d’Ärde zueraast. Es het sitt Wuche nüm gräägnet. Ich träg min Läptop zrugg in d’Chuchi, will d’Chinder händ s’Büro gschtürmt, wo sie s’Druckerpapier us de Verpackig riisse – uf Noochfrog heissts, sie brüchtet Zeichnigspapier.

Samschtig, 11. April
D’Aprilsunne brätscht vom Himmel, ich schmöck nach Sunnegrem. Min Fründ lauft siit Tage nume no im T-Shirt ume, aber ich han schtändig chalt, churz vor de Mens sinkt schiints d’Körpertemperatur und ganz allgemein sig sie e chli tiefer als die vo de Männer. Drum friere die allermeischte Fraue im Grossruumbüro. Ich vermuet, dass wenigschtens das Problem sich dank em Home-Office verbesseret het. Vill Lüt schtelle sich momentan, bewusst oder unbewusst, d’Sinnfrog vo ihrer Arbet. Ich mir au. Macht schriibe, nei, macht mis Schriibe überhaupt Sinn? Das isch eigentlich kei neui Froog, im Gegeteil, sie beschäftigt mich, siit ich mit Schriibe aagfange han.

Mäntig, 13. April
De Teggscht wird erscht im Oktober erschiine und vilicht au erscht denn Sinn mache. Wie gseht d’Wält denn us? Wird ich mini Fründin wieder chöne umarme zur Begrüessig? Chan eusi Tochter in Chindsgi iiträtte? Händ d’Schwiiz und Europa all die Mänsche ufgnoo – Müetere, Vätere, Chind – wo ufere griechische Insle in unmänschliche Zueschtänd lääbe müend? Wird ich nüm welle d’Luft aahalte, wenn bim Schpaziere öper näb mir verbii joggt?

Mittwuch, 15. April zweituusigzwanzig
D’Chinder händ Hunger, ich säg, sie sölle Gluggersuppe ässe, aber sie wänd öpis Richtigs. Sie prelagget nach Pancroc mit Butter und Chrüttersalz. Ich verwiis sie an ihre Vater. Min Fründ nimmt de Butter usem Chüelschrank, schellt en usem Papier und rüeft: «Hei nei!» Er chunnt is Büro und zeigt mer de Butter. Er isch aagfrässe. Zwei Chindergebiss näbenenand. De Andy Warhol hätt Freud gha.