andreas_neeser_2_c_alex_spichale

Wo s Fäischter am Bildschirm uufgoht, gsehn i zerscht es Niiffi und zwöi Naaselöcher, soo riisegrooss, dass i automatisch zämezucke. I setts jo afi wüsse, aber s passiert mer jedes Mol, wenn d Mueter aalüütet.
«Hallo?! Ii bi doo. – Gsehsch mi?»
«Joo, Mueter, i gseh di. Muesch nume nid so nooch a d Kamera. Chasch eifach zrugglähne. Dass d kei Böögge hesch, das han i jo jetzt gseh.»
Zwo Reihe zimlich unuufggruumti Zähn lache mi aa, wäärde chliiner – und de tunkts mi, gopf, i gseh nid räächt: S Bild isch wägg, de töötelig Helgen a der Wand, e tunkelgraaui Landschaft, luuter Winter ohni Himmel. Defüür stoht jetz es Glasterrarium deet, vermuetlich uf me flache Mööbeli, i gsehs nid rächt. Es klobigs Teil, bis über d Hälfti gfüllt mit Spöön. Und won i wider d Mueter aaluege, scharet öppis wi verruckt.
«Hesch fertig gstuunet?», seit si, lachet über all vier Bagge. «Gäll, das hättsch nid tänkt. Dass diner alte Mueter no soo öppis z Sinn chääm. – Und jetz chasch s Muul wider zuetue.»
Ich hätt scho lang gäärn öppis gseit. Aber was? Ha jo nume welle frooge, öb i Brot und Milch söll bringen us em Coop. Jetz het si sich wüürklich –
«Jungi Meersöili? – Mueter! – Uusggrächnet jetz.»
«Uusggrächnet jetz, genau. Tout juste hets gglängt. Am letschte Taag, wo me no het dörfen use, sind si choo. S Terrarium händ mer s Noochbers us em Chäller ufegholt. – Meersöili, sicher nid! Scho wo diini gstoorbe sind, du weischs dänk nümme, han i gseit, e soon e Gstank well i nie meh haa. Müüsli sinds, im Fall. Rönnmüüs us der Mongolei, wenn ds gnaau wottsch wüsse. Die schmöcke nid emol, und gschiiter sind si au.»
«Aber rede chöne s nid?»
«Mach duu nume blöödi Sprüch. – Aber eis cha der sääge: Luschtig isch es nid, wenn d nümmen use chasch, nid emol go poschte. Me het jo gwüsst, dass s chunnt, wills nümmen andersch goht; aber wenn d de wüürklich ganz elei –»
«Si forsche wie verruckt; es goht nid lang, de gits en Impfig gäg dä Chäber.»
«Nid lang, so so. I glaube, daas verstohsch jetz au nid besser weder ii. – Chäber! Früecher het me d Chäber no verschiegget mit de blutte Füess.»
«So Viire, Mueter, hets scho immer ggää. Es isch jetz eifach –»
«Wien es Gspänscht. Und zägg bisch futsch. Oder am Beatmigsgräät – und de es Tubeli, bis d chasch goo. – Aba. De Maa under em Bode, di einzig Fründin z Amsterdam. Eifach isch es nid.»
«I weis, das ischs für alli nid. Mer chönen immerhin no skype. D Grosschind – ghörsch und gsehsch si emel no. Und sii dich au.»
«Und wenn der uufghänkt händ, de bin i furt. Jedes Mol mues i brüele. De Chäber macht eim richtig zunderobsi. Aber nei, lo goh tuen i mi nid. – Doorum de Färnseh, verstohsch. Rönnmüüslifärnseh uf Mongolisch. Budlen immer nöji Gäng und Höhline. Und frässe tüend s mer us der Hand. Das waarme Fääli, siidefiin. Zwöi Männli sinds, e Vater und si Bueb, de chääre s nid.»
D Mueter schwigt, het s Chini uf der Bruscht. De rütscht si wider nooch a s Pult, luegt schrääg i d Kamera, wie wenn si öppis suechti drin. D Naaselöcher schnuufen us em Bild, und d Lippe sind e halbe Striich. Näb em gschmurige linggen Ohr nuelets, scharrets im Terrarium, und d Sunne schiint uf gvierti Plastiggmöcke näbedraa. Jetz gsehn i, was es isch. – I glaubes nid: WC-Rolle, Multipack. Vier Möcken XXL mit Blüemli. Debii han is der Mueter doch no äxtra gseit. Dass d Lüüt jetz alli spinne, Schiissipapier hamschtere wäg dem Chäber, völlig bireweich.
«Gsehsch mi no?», seit si, guusset i di munzig chliini Linse.
«I gseh di, Mueter, chasch wider graad hiihocke. – Jetz mues i aber gliich no frooge. I ha doch gseit, du müesisch kei WC-Papier go poschte, wüürklich nid.»
«Han i aber gmacht. Du gsehsch es jo. Und im Reduit hinde hets no meh. Äxtra han i ghamschteret. Aber andersch als di andere. Wie wiit dass s längt, isch gliich; uf jede Fall längts wiit. Und das isch de Punkt. Wenn d soo vil chaufsch, de muesch das Züüg au bruuche. Mit Panik oder Angscht het das gaar nüüt z tue – im Gägeteil. Jedes Mool, wenn i i s Zimmer chume, tänki: Roosle, riiss di zäme; das alles doo mues noodigsnoo ewägg. Roosle, tänki, positiv. – Und de piepsets uf Mongolisch und i weis, nenei, das bitzli Chäber macht mi nid kabutt.»
«Find i super, Mueter. Und wenns de einisch doch nid funktioniert, de nimmsch es Bier.»
«Waas, es Bier?»
«Dänk eis vo denen uf de Müüs. Hesch di Fläschli soo schön greihelet, es wäär fascht schaad, me wüürd eis näh.»
«Nüüt isch! Dem Chröönli darf kei Zagge fähle. I ha der immer gseit, s git Sache, die mues me haa, für dass me chönnt. Und süsch für nüüt. I meine, grad i settig Ziite.»
Bolzegraad hockt si vor em Bildschirm, d Ärm verschränkt. Richtig trotzig luegt si drii. – Ohni abezluege, trück i d Taschte fürn es Föteli.
«I gsehs, du hesch di arrangiert. Soo packe mers. – Aber ebe, wäg der Milch.»
D Mueter trääjt de Chopf und lost. Mii tunkts, s seig müggslistill; au zhinderscht i der Mongolei.
«Mueter – hallo?!»
«I mues jetz fertig mache», seit si, «weisch, s het gglüütet.»
«Chunnt no Bsuech? I ha doch gmeint –»
«Es isch de Lenny, pünklich wien en Uhr.»
«De Lenny?»
«Mi Bringer, dänk. E ganz e flotte Kärli.»
«De Lenny, di Bringer. – I tschegges nid.»
«Er bringt mer alles, was i bstellt ha über s Internet. De gib em no e Batze drüberuus. I bi versoorget, s fählt mer nüüt. Zum Znacht gits früschi Bärlauch-Ravioli, aber tanken einewääg. – Und tschüss.»
Scho isch s Compi-Fäischter zue und d Mueter wägg. So schnäll, wie no nie.
«Tschüss, Mueter. Gäärn gscheh.»